Dänemark Nordseeküste 2018
Tag 1
Endlich Urlaub, der einen wird sagen das Urlaub erst ab 10 Tagen beginnt u.s.w., aber für mich sind die kommenden Vier Tage etwas besonders. Endlich mit dem Motorrad in die ferne. So bin ich nach meiner Schicht um 23.00 von Hamburg Osdorf, wie üblich in meine Halle gefahren, wo ich auch die Nacht verbrachte. Eigentlich wollte ich ja noch ausschlafen aber der Kopf war schon auf wegfahren eingestellt so das ich bereits um 8.30 auf den Beinen war. Mein Plan war es um 16.00-17.00 von der Halle loszufahren in Richtung Norden mit einem kleinen Zwischenstop in Kleve bei Wester um Motorradstiefel aus eBay- Kleinanzeigen anzuprobieren. Aber Pustekuchen es kam alles anders als gedacht. Eine Spannstange für den Hänger musste besorgt werden, der Benzinschlauch hatte über Nacht das tropfen begonnen, die Blinker hatten andere Steckverbindungen, so das ich erst um 18.30 die Halle verlassen konnte und mich endlich auf den Weg machen konnte. Ganz lieb war es das ich um 20.30 noch vorbei fahren durfte. Aber zu früh gefreut, der Schwabe würde sagen „a Mugga Seggele zu kloi“, sie waren minimal zu klein, schade. Bei meinem Glück auch nicht anders zu erwarten. Weiter ging es also ohne neue Stiefel bis zum ersten Übernachtungspunkt, den ich mehr durch einen Zufall gefunden habe, dem Parkplatz am Eidersperrwerk, dort angekommen machte ich mich gleich auf Erkundungstour auf das Sperrwerk, wo mich um 23.45 ein Traumhafter Sternenhimmel erwartete.
Tag 2
Nach dem aufstehen um 9.00 stellte ich fest das keine Milch mehr da war und so ging es ohne Frühstück, nach einem kurzen plausch mit einer Busreisegruppe aus Göppingen, wie klein doch die Welt ist, gegen 12.00 weiter nordwärts. Ein kleiner Zwischenstop in St. Peter Ording zum Lebensmitteleinkauf bei einen Laden mit vier Buchstaben bremste die fahrt nur kurz. Die Landzunge von Norddeich, besser gesagt einen Parkbucht davor, erreichte ich um 15.00. Jetzt ging es los das Motorrad abzuladen und zum laufen zu bringen was nach kurzen versuchen auch gelang. Warmlaufen lassen Helm auf und los…… aber weit bin ich nicht gekommen… nach rund 250m meldete sich der Motor mit einer weißen Fahne, der verdacht eines Zylinderkopfdichtungs schaden machte der der Sache ein schnelles ende. Angefressen zurück alles wieder verladen bin ich dann mit dem Auto zum Norddeich aufgebrochen. Ein herrlicher Nachmittag erwartete mich mit kleinen Wölkchen und stattliche 25°C gepaart mit einer leichten brise vom Meer. Der Duft des Meeres, das Salz auf den Lippen, den blick gen´ Nordwesten…. eine spur von Fernweh und Abenteuer… am ende des Weges.
Eine ein stündige Pause half mir von dem Grübeln über den Motor und dessen folgen vergessen zu lassen. Der kleine Fischerhafen am Westufer lädt förmlich ein zum Spaziergang dem ich auch gerne folgte.
Später ging es leider nicht mehr an der Küste entlang wie ich es eigentlich gedacht hatte weiter, zum einen wegen Baumassnahmen zum anderen das ich vergessen hatte Abendessen zu beschaffen.
So musste ich von dort Nordöstlich landeinwärts fahren und erreichte um 18.30 Niebüll, von wo aus die Autos auf die Bahn verladen werden die nach Sylt gehen. Der Einkauf war schnell gemacht und es ging dann weiter nördlich in Richtung der grenze. Die Dämmerung hatte eingesetzt und so war es um 19.30 bereits dunkel. Mein nächster Übernachtungsplatz lag keine 10m von der Brandung des Meeres entfernt. Ich hatte in durch einen Zufall bei Recherchen zu Militäranlagen aus den Zweiten Weltkrieg vergangenen Jahr in November entdeckt und im Januar 2018 Auf meiner Neujahrsreise besucht. Sie liegt an der Westküste von Dänemark an der Straße 419 von Hjerpsted-Sogn nach Koldby kurz nach einer rechts Biegung auf de linken Seite und ist nicht besonders ausgeschildert was mir heute mit dem herannahenden Nebel auch erheblich das finden erschwerte. Mit blick aufs Meer und der Melodie des Wassers verbrachte ich die Nacht.
Tag 3
Für M.
Der Morgen begann mit leichten Nebelschwaden die sich über die Morgenstunden verzog. Es sollte ein sonniger Tag werden und noch die 24° erreicht werden. Nach dem ich mich endlich losreißen konnte von dem Buch „Sea Detective“ ging ich hinunter an den Strand. Es war in der zwischen zeit ebbe so das daß nicht mehr vorhanden Meer das Watt freigeben hat. Der Strand ist recht einsam um diese Jahreszeit und doch verirrten sich gelegentlich Menschen und Familien über den Parkplatz an den Strand.
Es war schon nach 12.00 als ich mich in Richtung Süden in Bewegung setzte, ohne festes Ziel und Zeit. Ich lies meinen Gedanken, Emotionen und Gefühlen freien lauf ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen. Tränen flossen über Dinge die ich vermisse, lachen über Momente des Glücks. Ich nutze diesen Moment um mir klar zu werden was ich in Zukunft machen möchte wie und ob ich weiter leben möchte. Über Menschen die zu tiefst verachte und sogar hasse, die mir soviel Leid und Kummer bereitet haben und Menschen die ich lieben gelernt habe, die sich in mein Herz geschlichen haben und mich jede Stunde an sie denken lassen. Gedanken und Fragen ob ich das richtige hier mache oder ich besser wieder zurück sollte um wieder bei diesen Menschen sein zu können, die ich so vermisse. So vergingen Stunden um Stunden um Kilometer um Kilometer am werden es an die 20 gewesen sein. Werde ich spuren auf dieser Erde hinterlassen wird mich jemand vermissen wird man sich an mich erinnern, oder werde ich wie die vielen Menschen auf dieser Erde in Vergessenheit geraten im nichts der Unendlichkeit versollen sein für immer. Eine Frage der ich schon seit ich klein war nachgehe und auch schon zahlreiche Stätten der Vergangenheit besucht habe um vielleicht einen Antwort auf die Frage des Lebens zu finden. Die Frage des Menschlichen Seins. Direkte Antworten habe ich auf all meine Fragen und Gefühle nicht finden können aber die Erkenntnis, daß alles möglich ist, den die Zukunft ist nicht geschrieben, ich alleine entscheide was aus mir wird und wo ich hin gehen. Mit auf kommender Flut höre ich Stimmen, nein keinen Stimmen in dem sinne das man sie hören könnte nein Stimmen aus einer ander Sphäre einer Ebene, aus meiner tiefsten Seele, sie rief nach mir, Sie, sie sage „sei nicht traurig und komm zu mir, ich kann dich trösten und auf all deine Fragen Antworten geben“. Sie, die Stimme klang so warm, vertraut, Mütterlich, voller liebe und Zärtlichkeit, nach all dem wo nach ich mich sehne. Meinen innere Stimme wollte ihr folgen, ja das meinen ich ernst, ich wollte einfach drauf zulaufen immer weiter bis die fernen Wellen mich in die Arme nehmen mich umschießen all die Tränen wegspülen mich zart liebkosen und der Wellengang mich sanft wiegen … für die Ewigkeit. … Ich denke es war eine Phantasie meiner Todessehnsucht, die ich schon immer hatte, aber ein schöner. Irgend wann werde ich es annehmen und gehen, aber heute noch nicht, vielleicht bald. Es mag sein das ich meinen Depressionen recht gut im griff habe auch meine Bipolare Störung mich nicht mehr so in griff hat weil ich es zeitig merke und gelernt habe sie zu steuern. Verhindern kann ich sie nicht, aber umgehen, diese Erkenntnis habe ich heute bestätigt bekommen. Aber ich leben noch und hab entschieden meinen Aufenthalt hier in der Nacht abzubrechen und zurück im meine Halle zufahren. So also verliess ich den Ort der Erkenntnis gegen 20.00 mit einem Abstecher an der KZ Gedenkstätte Ladelund, wo ich einen Stein, wie es im jüdischen brauch ist, und wie ich es schon auch an anderen Orten gemacht habe, an einer der Tafeln nieder, um an all die Toten zu gedenken. …. Die weiter fahrt wurde durch dichten Neben gebremst und so entschied ich mich erst der B5 und weiter der A23 zu folgen und erreichte erst um 2.30 in der früh meinen Halle.
Tag 4
Es ist jetzt 16.00 und es wird auch noch so weiter gehen. Ich liege immer noch im Bett meines Campers vor meiner Halle, und wenn ich nicht in diesem Buch lese schreibe ich wie diesen Text hier oder schreibe an einem meiner drei angefangen Romane im Wechsel, und nutze die Zeit für mich um mich zu sortieren um weiter machen zu können, und weiter nach dem Sinn des Lebens zu suchen, dem Grund meiner Existenz.
Es geht mir wirklich gut
Eure Simone